Leon Beck on 12.10.2020 at 00:18

charter of a new architecture

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  • Leon Beck 12.10.2020 at 00:18

    Im Laufe des vergangenen Jahres haben sich am Department Architektur der ETH Zürich interessierte Menschen zur Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit zusammengefunden. Gemeinsam haben wir Ideen diskutiert, Projekte entwickelt, Utopien erdacht, Debatten angestossen, sind aktiv geworden. Begleitet wurde dieser Prozess von der kollektiven Arbeit an einer Charta der Nachhaltigkeit. Für die Architektur als Disziplin, sowie als Grundlage für Lehre, Forschung und Organisation des DARCH selbst. Die daraus entstandene Charta bildet die Ausgangslage unseres Handelns, beschreibt unser Selbstverständnis und kann dennoch immer nur eine Momentaufnahme sein. Sie dokumentiert unseren Wunsch nach Veränderung und ist zugleich Teil einer sich verändernden Wirklichkeit.
    Diese Spannung versuchen wir mit der Charta festzuhalten, zu diskutieren, uns davon zu befreien und sie wieder neu in Worte zu fassen. Gemeinsam mit euch.


    CHARTA 10/20

    Die Frage nach der Nachhaltigkeit eines Bauwerks muss hinfällig werden. Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil jeder Architektur. So wie die Aspekte der Finanzierung, Statik oder Belichtung, muss auch der Aspekt der Nachhaltigkeit selbstverständlich berücksichtigt werden. Es ist nicht die Frage ob, sondern wie wir nachhaltig planen und bauen.
    Wir fordern ein gesamthaftes Umdenken unter besonderer Berücksichtigung folgender Punkte:

    EFFIZIENZ
    Bei allen Entscheidungen ist die Effizienz stets ein zentrales Kriterium. Es geht darum mit möglichst wenig Aufwand eine grosse Wirkung zu erzielen. Die Effektivität einer Entscheidung ist zu prüfen. Nicht nur die Minimierung schädlicher Faktoren, sondern ein positiver Einfluss auf die Umwelt muss angestrebt werden. Auch ein effizienter Umgang mit den eigenen Ressourcen ist wichtig.
    SUFFIZIENZ
    Es sollte so wenig wie möglich und so viel wie nötig umgesetzt werden. Unser Lebensstil hat direkte Auswirkungen auf unsere Umwelt. Abriss, Flächenverbrauch und vermeintliche Bedürfnisse müssen kritisch hinterfragt werden. Auch die Entscheidung nichts zu tun, ist eine Lösung.
    ORTSSPEZIFITÄT
    Eine Architektur muss dem Ort und den an sie gerichteten Anforderungen gerecht werden. Die Umwelt mit all ihren Facetten birgt ein grosses Potential, welches zu nutzen ist. Es handelt sich dabei meist nicht mehr um eine natürliche, sondern eine gebaute Umwelt. Eine Auseinandersetzung mit dieser sollte stets Teil des Entwurfs sein.
    ADAPTIVITÄT
    Langlebigkeit wird durch wandlungsfähige Gebäude erreicht, die sich den wechselnden Bedürfnissen ihrer Umgebung anpassen lassen. In unserer sich schnell verändernden Gesellschaft ist dies eine Herausforderung, der man sich stellen muss.
    ZIRKULARITÄT
    Geschlossene Materialkreisläufe und die Verwendung erneuerbarer Energiequellen müssen gestärkt werden. Zirkuläre Prozesse reduzieren die Produktion von Abfällen, in Form von Emissionen und nicht wiederverwendbaren Stoffen. Systemtrennung kann die Erhaltung konsistenter Kreisläufe vereinfachen.
    GANZHEITLICHKEIT
    Der architektonische Entwurf zielt nicht allein auf das Erstellen eines einzelnen, endgültigen Objekts. Wie und was entworfen wird, beeinflusst das darauffolgende Bauen sowie auch den jahrelangen Betrieb. Die Prozesse des Entstehens und des Vergehens müssen unbedingt mitgedacht werden.
    OFFENHEIT
    Auf dem Weg zu einer diversen, inklusiven Gesellschaft ist ein offener und reflektierter Umgang unabdingbar. Der Austausch zwischen unterschiedlichen Institutionen, Disziplinen und Individuen muss ermöglicht und gestärkt werden. Flache Hierarchien und transparentes Auftreten tragen zu einer nachhaltigen Entwicklung bei.

    Diese Philosophie wollen wir in unserer Gruppe aktiv vorleben. Selbstreflektion und der Einbezug verschiedener Meinungen sind uns wichtig. So sollte auch diese Charta nicht als starre, definitive Einheit verstanden werden, sondern ständig weiterentwickelt werden.
    Das Departement Architektur der ETH hat als Teil einer Bildungsinstitution grossen Einfluss auf die zukünftigen Generationen von Architekt*innen. Radikales Umdenken in der Architektur bedeutet auch radikales Umdenken am Departement. Wir fordern mehr Raum für die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. Mit der Kultur des freien und kritischen Denkens an der ETH geht eine Verantwortung einher, die wir gemeinsam wahrnehmen wollen, um daraus eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln.

     

  • Laia Meier 15.10.2020 at 11:47

    Ist Effizienz wirklich nachhaltig? Führt nicht die effizientere Technologie zu höherer Nutzung und dann trotzdem wieder gleicher Umweltbelastung?